Fahrbericht: Leapmotor B10 – batterieelektrisches Kompakt-SUV zum günstigen Preis
3 min
Der chinesische Hersteller Leapmotor will in Europa Fuß fassen und hat im Herbst 2023 beim Stellantis-Konzern angedockt. Dies ermöglicht ihm eine Partnerschaft als Zweitmarke im weit verzweigten Händlernetz mit 15 Marken von Alfa Romeo über Opel bis Peugeot. Mit dem nagelneuen B10 macht der Importeur eine preislich attraktive Ansage innerhalb der gesamten batterieelektrischen Kompakt-SUV-Meute.
Auf den ersten Blick ist der B10 kein Aufsehen erregender Wurf. Er sieht aus wie viele andere Kompakt-SUV, die vor allem eine glattgebügelte Karosserie aufweisen – mit zusammengekniffenen Leuchtgruppen vorne wie hinten. Fast ist man gewillt, von einem gesichtslosen Design zu sprechen. Selbiges ist aber bekanntermaßen Geschmackssache, damit muss man sich nicht lange aufhalten.
Viel Digitalisierung und wenig Ablageflächen
Erwartungsgemäß lässt sich der Wagen per Mobiltelefon öffnen, das den digitalen Schlüssel verkörpert. Die Türgriffe bleiben in ihrer eingefahrenen Position, sodass man sie ein bisschen herauspuhlen muss. Man nimmt auf bequemem Gestühl Platz, das sich elektrisch wärmen und kühlen lässt und in Fahrt mehr Seitenhalt bieten könnte.
Die Armaturentafel ist maximal aufgeräumt – ohne jeglichen Schnickschnack und komplett schalterfrei. Ein kleiner Bildschirm hinterm Steuer zeigt die üblichen Rundinstrument-Informationen, als Hingucker entpuppt sich der 14,6 Zoll große Monitor in der Mitte der Armaturentafel. Man muss sich schon etwas hineinfuchsen, aber wenn alle Möglichkeiten zum Wischen und Tippen erfasst wurden, eröffnet sich eine erstaunliche Vielfalt von Anordnungen der Kacheln nach individuellen Vorlieben.
Ein großes Staufach zwischen Fahrer und Beifahrer nimmt Krimskrams auf, darüber thronen zwei Ladeschalen für Smartphones. Damit hat es sich dann aber beinahe mit Ablageflächen. Entlang der auffallend nüchtern gezeichneten Armaturentafel gibt’s kaum Möglichkeiten, etwas aufzubewahren.
Leapmotor B10 bietet etwas mehr Kofferraumvolumen als der größere C10
Die zweite Reihe ist eine echte Offenbarung mit positivem Raumgefühl für Köpfe und Beine; der lichte Eindruck wird vor allem durch das Panorama-Glasdach über die gesamte Dachlänge erzeugt. Ganz hinten nimmt der Kofferraum unter der Abdeckung 420 Liter Gepäck auf, flache Gegenstände finden unterm Ladeboden noch ein Plätzchen. Das Ladekabel verstaut man wohl eher vorne unter der Haube, wo ein 25 Liter großer Frunk untergebracht ist.
Übrigens haben während der Fahrvorstellung auch die phantasievollsten Naturen nicht den Knopf zum Öffnen der Kofferraumklappe gefunden, der geheimniskrämerisch auf der dunklen Heckleiste rechtsseitig eingepasst wurde.
Auch Leapmotor setzt beim B10 auf Over-the-air-Updates
Kaum verwunderlich, dass der B10 ohne Startknopf fahrbereit ist. Die Fahrstufe wird direkt am Steuer über einen etwas altmodisch wirkenden, aber griffgünstig angebrachten Hebel eingelegt. Flüsterleise surrt der Hecktriebler los und kann über drei Fahrprogramme zu gemütlicherer oder zubeißender Gas- und Lenkbefehl-Annahme beeinflusst werden. Auch die Energierückgewinnung ist in drei Stärken anwählbar – noch gibt es keine One-Pedal-Rekuperation, also bis zum Stillstand. Aber diese soll 2026 per Software eingespielt werden.
Etwas früher findet laut Leapmotor die Apple- und Android-Anbindung den Weg ins Fahrzeug. Bei aller ausgeklügelten Bedienungslogik gerät unterwegs eine wesentliche Schwachstelle deutlich in den Blickpunkt, womit Leapmotor allerdings nicht allein dasteht: Den Wechsel von Fahrprogrammen und Rekuperationsstufen muss man am Bildschirm anwählen. Das lenkt jedes Mal ziemlich ab – und wäre mit Direktschaltern intuitiv sicherer zu managen.
Der Leapmotor B10 ermöglicht entspanntes elektrisches Fahren
Eine lange Strecke über Berg und Tal und ohne an der Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h auch nur zu kratzen, zeigt das gutmütige Fahrverhalten des stromernden Leisetreters. Bodenunebenheiten schluckt er entspannt weg. Mit 160 kW/218 PS und einem Drehmoment von 240 Newtonmetern gehört das Kompakt-SUV nach heutigen Maßstäben zu den unauffällig motorisierten Elektrikern.
Am Ende weist der Bordcomputer einen Testverbrauch von 15,5 kWh aus, womit wir klar unterm WLTP-Normverbrauch von gut 17 kWh liegen. Somit wäre unter Normalbedingungen mit dem größeren 67,1-kWh-Akku eine Reichweite zwischen 300 und 400 Kilometern realistisch. In seiner 168-kW-Schnellladefähigkeit liegt der B10 auf der Höhe der Zeit: von 30 bis 80 Prozent in 20 Minuten. AC-Laden mit 22 kW absolviert er von null auf 100 Prozent binnen acht Stunden.
„Mit einem verblüffend attraktiven Einstiegspreis von 29.900 Euro weist der stromernde Leapmotor B10 seine derzeitigen vollelektrischen Kompakt-SUV-Wettbewerber, deren Preise zum Teil weit jenseits der 30.000 Euro liegen, vom Platz.“
Technische Daten Leapmotor B10
| Motor | Elektro: 160 kW/218 PS, 240 Nm |
| Normverbrauch | 17,2 oder 17,3 kWh/100 km, 0 g CO2/km (WLTP) |
| L x B x H | 4,51 x 1,88/k. A. x 1,65 m |
| Kofferraum | 420–1.300 l (+ 25 l im Frunk) |
| Zuladung | 435 kg |
| Anhängelast | 750 kg |
| Stützlast | 60 kg |
| Akku-Kapazität | 56,2 oder 67,1 kWh |
| Elektrische Reichweite | 361 oder 434 km |
| Preis ab | 29.900 € |
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