Schnellcheck: Abarth 600e – eine elektrische Rakete für die Straße
3 min
„Der sieht doch aus wie ein Fiat“, sagt unser Gegenüber – und ganz falsch liegt er damit nicht. Denn die Marke Abarth ist seit Jahrzehnten eng mit Fiat verbunden. 1949 vom Italiener Carlo Abarth gegründet, machte sich das Unternehmen schnell einen Namen mit kleinen, sportlichen Rennwagen. 1971 übernahm Fiat. Seit der Fusion von Fiat Chrysler (FCA) mit PSA im Jahr 2021 zählt Abarth zum großen Stellantis-Konzern, dem auch Opel, Peugeot und Citroen angehören. Der von uns gefahrene rein elektrische Abarth 600e basiert auf dem Fiat 600e und markiert die sportliche Speerspitze der Kompakt-SUV-Baureihe.
Kurz-Bewertung
| Fahreindruck | 3 |
| Bedienbarkeit | 4 |
| Umwelt | 3 |
Mit dem Abarth 600e ist ein sportlicher Auftritt garantiert
Bescheidenheit ist nicht seine Stärke: Quietschgrüne Lackierung, Tieferlegung, bullige 20-Zoll-Alus im 225/40-R20-Format, Spoiler vorne wie hinten und ein mächtiger Abarth-Schriftzug an der Flanke – all das versprüht den Charme eines extrovertierten Kraftmeiers. Wer Aufmerksamkeit sucht, findet im rein elektrischen Abarth 600e den perfekten Auftritt. Er ist in zwei Ausstattungsstufen erhältlich: als 175 kW/240 PS starker Turismo ab 44.990 Euro oder als 207 kW/280 PS starker Scorpionissima (im Bild) für 48.990 Euro.
Giftig, flink und nichts für Ungeübte
Prägnant prangt auf den vorderen Kotflügeln das Skorpion-Logo, das die Marke Abarth symbolisiert. Bei Nässe, Bodenwellen oder Asphalt-Flickenteppichen reagiert der 207 kW/280 PS starke Fronttriebler beim kräftigen Beschleunigen – etwa beim Überholen – äußerst giftig. Das ist nichts für Ungeübte. Selbst Routiniers müssen das Lenkrad fest im Griff behalten und ihre Grenzen kennen. Auf ebener, trockener Fahrbahn fährt sich der Wagen wie ein Gokart und zaubert dem Fahrer ein breites Grinsen ins Gesicht. Das straff abgestimmte Fahrwerk vermittelt eine direkte Rückmeldung, ist jedoch nichts für Bandscheibengeschädigte. Der spürbare Verzicht auf Fahrkomfort kann auf Dauer unangenehm werden: Stöße werden unmittelbar in den Innenraum geleitet, was die Fahrfreude auf langen Strecken merklich schmälert. Trotzdem sorgt die relativ hohe Bauweise des Kompakt-SUV bei starker Beschleunigung für spürbare Wankbewegungen. Auf welligen Landstraßen wirkt das Fahrgefühl dadurch unruhig.
Fahrspaß mit Nebenwirkungen
Mit Dachspoiler und Stoßstangenverkleidungen zieht der Abarth 600e auch von hinten alle Blicke auf sich. Akustisch geht er eigene Wege: Einen klassischen Auspuff gibt es natürlich nicht, stattdessen lässt sich per Tastendruck ein elektronischer Soundgenerator aktivieren. Dessen künstlicher Klang wirkt überraschend authentisch, will jedoch nicht recht zum eher leisen Charakter eines Elektroautos passen – selbst nicht zum betont sportlich auftretenden Abarth. Unüberhörbar sind dagegen die lauten Abrollgeräusche der 20-Zoll-Niederquerschnittsreifen im Innenraum.
Sportsitze mit Stil – aber nicht für jede Jahreszeit geeignet
Die Sportsitze sind serienmäßig mit Alcantara bezogen und bieten dank ausgeprägter Seitenwangen sicheren Halt auch in schnellen Kurven. Mit Sommerkleidung sitzt es sich bequem, mit dicker Winterjacke könnte es jedoch eng werden. Vorn ist die Kopffreiheit großzügig, die Beinfreiheit reicht für große Fahrer gerade noch so aus.
Präzision, Übersicht und ein Schlagzeug-Blinker
Das kleine Lenkrad im Motorsport-Stil liegt hervorragend in der Hand, eine farbige Markierung zeigt die Mittelstellung der Vorderräder. Digital-Tacho und Display sind gut ablesbar, die Menüführung dagegen weniger intuitiv. Sehr praktisch sind die traditionellen Tasten unterhalb des Bildschirms, die sich auch während der Fahrt problemlos bedienen lassen. Originell, aber nicht jedermanns Sache: Der Blinker-Sound erinnert an Snare und Bassdrum vom Schlagzeug – verstellen lässt er sich nicht.
Das E-Auto verfügt über eine zweistufige Rekuperation: In der normalen Einstellung („D“) wird moderat Energie zurückgewonnen, in der stärkeren Variante („B“) deutlich mehr. Einen Segel-Modus ohne Energierückgewinnung – etwa für längere Fahrten auf der Autobahn – gibt es dagegen nicht.
Digitales Rückfahrbild mit Verzögerung
Die Rückfahrkamera liefert ein breites Bild im Display, schaltet bei langsamer Rückwärtsfahrt jedoch nicht immer automatisch zu. Stattdessen bleibt oft das Radiomenü sichtbar – genau dann, wenn man die Kamera am dringendsten braucht, etwa beim Einparken. Man muss entweder warten, bis sie zuschaltet, oder sie manuell aktivieren. Das kann beim Rangieren lästig sein.
Beinfreiheit in der zweiten Reihe eng bemessen
Auf den hinteren Sitzen geht es sehr beengt zu. Großgewachsene Familienväter sollten sich gut überlegen, ob sie ihre Kinder hinten wirklich einsteigen lassen wollen – die Beinfreiheit ist bei zurückgeschobenen Vordersitzen äußerst knapp bemessen.
Flexibler Stauraum mit kleinen Einschränkungen
Das Kofferraumvolumen beträgt 360 Liter und bietet Platz für zwei bis drei mittelgroße Taschen oder Koffer für das Wochenende. Werden die Rücksitzlehnen umgeklappt, wächst das Volumen auf bis zu 1.236 Liter. Das serienmäßige Mode-3-Ladekabel für die Haushaltssteckdose lässt sich unter dem Laderaumboden verstauen. Das Problem: Bei beladenem Kofferraum lässt sich das Fach nur beschwerlich öffnen. In dem Zusammenhang: Das optional erhältliche Mode-2-Ladekabel für das 11-kW-Laden an der heimischen Wallbox oder öffentlichen AC-Ladesäule kostet 410 Euro extra.
Ordentlicher Verbrauch, aber übersichtliche Reichweite
An der Schnellladesäule lädt der Abarth 600e seinen Akku von 0 auf 80 Prozent in nur 27 Minuten auf. Die maximale Ladeleistung beträgt 100 kW – ein Wert, wie er auch bei vergleichbaren Modellen von Opel, Peugeot und Citroën üblich ist. Im Test lag der Verbrauch durchschnittlich bei 19 kWh, in der Stadt und auf Überlandstrecken minimal bei 15 kWh, auf der Autobahn eher bei 24 kWh. Laut Hersteller liegt die Reichweite der getesteten 207 kW/280 PS-Version des Abarth 600e mit ihrem 54-kWh-Akku bei bis zu 344 Kilometern. In der Praxis hängt diese jedoch stark vom Fahrstil, dem gewählten Fahrmodus (Tourismo, Scorpion Street, Scorpion Track) und dem Fahrprofil ab. Gerade bei einem so sportlich ausgelegten Fahrzeug wie dem Abarth 600e zeigt sich: Reichweitenangaben sind nicht automatisch gleichbedeutend mit gefahrenen Kilometern. Im Testalltag verloren wir auf einer gemischten Strecke aus Stadt, Land und Autobahn im Schnitt 25 Prozent mehr Reichweite als wir tatsächlich an Kilometern zurückgelegt hatten.
„Der Abarth 600e macht ohne Frage Spaß. Doch wenn 280 Pferde an der Vorderachse zerren, muss der Fahrer hellwach sein. Das Auto ist nichts für Anfänger.“
Technische Daten Abarth 600e Scorpionissima
| Motor | E-Motor, 207 kW/280 PS, 345 Nm |
| Norm-/Testverbrauch | 18,9 kWh (WLTP)/19 kWh |
| CO2-Ausstoß Norm/Test | 0 g CO2/km (WLTP)/ 0 g CO2/km |
| L x B x H | 4,19 x 1,78/k. A. x 1,56 m |
| Kofferraum | 360–1.231 l |
| Zuladung | 300 kg |
| Anhängelast | keine |
| Stützlast | keine |
| Akku-Kapazität | 51 kWh (netto) |
| Reichweite lt. Hersteller | 315–344 km |
| Kfz-Steuer/Jahr | 0 € |
| Preis ab | 48.990 € |
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