Mehr Traktion, mehr Zugkraft: Die Vorteile von Allradantrieb
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Bei schwierigen Straßenverhältnissen oder unter hoher Last kann Allradantrieb sowohl die Fahrstabilität als auch die Traktion verbessern. Längst findet die Technik nicht mehr nur in SUV und Geländewagen Anwendung. Auch Kleinwagen, Limousinen und Kombis setzen zunehmend auf vier angetriebene Räder.
Leistungsstarke E-Autos benötigen oft Allradantrieb
Im Jahr 2024 wurde bereits ein Viertel aller Neuwagen mit Allrad ausgeliefert. Besonders bei leistungsstarken Elektrofahrzeugen sorgt Allradantrieb dafür, dass das hohe Drehmoment des E-Motors kontrolliert und ohne durchdrehende Räder auf die Straße gebracht wird. Das Prinzip ist einfach: Die Antriebskraft wird auf alle vier Räder verteilt. Die technische Umsetzung hingegen variiert je nach Fahrzeugtyp und Einsatzzweck erheblich – sie reicht vom robusten Zuschalt-Allrad über permanente Systeme und automatisch gesteuerte Varianten bis hin zum elektrischen Allradantrieb.
Einfache Allradtechnik geht zu Lasten des Komforts
Die einfachste Lösung ist der manuell zuschaltbare Allradantrieb. Im normalen Fahrbetrieb erfolgt der Antrieb über die Vorder- oder Hinterachse, bei Bedarf wird die zweite Achse per Hebel oder Taste aktiviert. Diese Technik findet sich vor allem in Pick-ups und klassischen Geländewagen – etwa im Forst- oder landwirtschaftlichen Einsatz, wo einfache Wartung und hohe Geländegängigkeit zählen. Auf der Straße zeigt dieses System jedoch Schwächen: Das fehlende Mitteldifferenzial führt bei Kurvenfahrt zu hörbaren Verspannungen im Antriebsstrang. Hinzu kommen ein größerer Wendekreis, stärkeres Untersteuern sowie höhere Rückstellkräfte am Lenkrad. Auch der Kraftstoffverbrauch steigt gegenüber einem vergleichbaren Zweiradantrieb um bis zu 15 Prozent.
Fahrzeuge für grobes Terrain benötigen eine Geländeuntersetzung
Wer in schweres Gelände fährt, greift zu Modellen mit Geländeuntersetzung, einem Getriebemechanismus, der die Motordrehzahl reduziert, aber mehr Kraft auf die Räder überträgt. Das verbessert die Traktion bei steilen Anstiegen und Hindernissen. Die Kehrseite: höheres Gewicht, mehr Verbrauch, aufwendigere Wartung samt entsprechendem Preisaufschlag.
In Straßenfahrzeugen ist der automatisch zuschaltende Allradantrieb die Regel
Weil die klassischen Allradsysteme im Alltagsbetrieb deutliche Komfortnachteile mit sich bringen, setzen moderne Straßenfahrzeuge vor allem auf permanenten oder automatisch zuschaltenden Allradantrieb – mit klarer Tendenz zur Automatik. Dabei treibt der Motor im Normalfall nur eine Achse an, meist die vordere. Erst wenn Sensoren Traktionsverlust registrieren, wird die zweite Achse innerhalb von Millisekunden zugeschaltet. Je nach System verteilt sich die Kraft dann variabel zwischen Vorder- und Hinterachse. Der Fahrer merkt vom Wechsel in der Regel nichts. Sobald die Traktion wiederhergestellt ist, wird die zweite Achse automatisch entkoppelt. Das senkt den Verbrauch und reduziert mechanischen Verschleiß. Zwar liegt der Verbrauch im aktiven Vierradbetrieb auch hier rund zehn bis fünfzehn Prozent über dem reiner Zweiradantriebe. Weil die zweite Achse jedoch nur bei Bedarf zugeschaltet wird, bleibt der durchschnittliche Mehrverbrauch im Alltag meist gering.
Permanenter Allradantrieb verbessert die Fahrstabilität
Unabhängig von Straßen- oder Wetterverhältnissen sorgt der permanente Allradantrieb jederzeit für optimale Traktion und Fahrstabilität – ganz ohne Zutun des Fahrers oder Verzögerungen durch automatische Zuschaltung. Besonders in Kurven verbessert das System die Stabilität, da jedes Rad höhere Seitenführungskräfte übertragen kann. Das Fahrzeug bleibt dadurch besser beherrschbar, selbst bei hohen Geschwindigkeiten oder bei plötzlichen Ausweichmanövern. Ein Nachteil dieses Antriebsprinzips ist jedoch der erhöhte Energieverbrauch: Da stets alle vier Räder angetrieben werden und Technik wie das Mitteldifferenzial mitarbeitet, liegt der Verbrauch über dem von Zweiradantrieben. Bei modernen Verbrennern gelingt es den Herstellern jedoch zunehmend, diesen Mehrverbrauch mithilfe von Antrieben mit Hybridtechnik zu reduzieren.
Elektrischer Allradantrieb reagiert schneller als konventioneller
Nach dem Blick auf konventionelle Allradsysteme betrachten wir nun die Funktionsweise des elektrischen Allradantriebs bei E-Autos. Statt mechanischer Komponenten wie Kardanwelle, Verteilergetriebe oder Differenzial kommen hier zwei Elektromotoren zum Einsatz – je einer an der Vorder- und Hinterachse. Diese passen ihre Leistung automatisch der Fahrsituation an. Vorteil: verbesserte Traktion, da das Drehmoment elektronisch auf jedes Rad abgestimmt wird. Der elektrische Allradantrieb reagiert zudem schneller und feinfühliger als ein konventioneller. Nachteile: höhere Anschaffungskosten, zusätzliches Gewicht durch den zweiten E-Motor, geringere Reichweite und aufgrund der komplexeren Technik ein potenziell höherer Reparaturaufwand.
Allradfahrzeuge dürfen meist höhere Anhängelasten ziehen
Unabhängig von der Bauart vereint alle Allradantriebssysteme beim Autokauf ein oft übersehener Vorteil: Sie bieten eine deutlich bessere Traktion beim Ziehen von Anhängern oder beim Transport schwerer Fahrradträger. Der Grund liegt in der Lastverlagerung: Wird Gewicht auf die Anhängerkupplung aufgebracht, erhöht sich der Druck auf die Hinterachse, gleichzeitig wird die Vorderachse entlastet. Bei frontgetriebenen Fahrzeugen kann dies dazu führen, dass die Antriebskraft nicht mehr optimal auf die Straße übertragen wird. Die Folge: durchdrehende Vorderräder, selbst auf Asphalt. Ein weiterer Pluspunkt: Viele Fahrzeuge mit Allradantrieb dürfen konstruktionsbedingt schwerere Anhänger ziehen als vergleichbare Modelle mit Front- oder Heckantrieb. Möglich macht das die bessere Kraftverteilung und die robustere Auslegung des Antriebsstrangs.
Allradantrieb hilft aber nicht beim Bremsen
Doch bei aller Traktion: Auch ein Allradantrieb kann die Gesetze der Physik nicht außer Kraft setzen. Wer zu schnell in eine Kurve fährt oder abrupt die Richtung ändert, riskiert auch mit Vierradantrieb das Ausbrechen des Fahrzeugs. Und der weitverbreitete Glaube, Allrad sei beim Bremsen von Vorteil, gehört ins Reich der Mythen – denn die Bremskraftverteilung hängt nicht von der Zahl der angetriebenen Räder ab, sondern von der Fahrzeugmasse, der Fahrbahnbeschaffenheit und der Wirkung der Bremsanlage.
Welche Allradformen gibt es?
Manuell zuschaltbarer Allradantrieb
Vorteil: Einfache, robuste Technik. Nachteil: Ohne Mitteldifferenzial können bei langsamer Kurvenfahrt Verspannungen im Antriebsstrang entstehen. |
Allrad mit Geländeuntersetzung
Vorteil: Hilfreich beim Anfahren mit Anhänger, beim Rangieren oder Ziehen schwerer Lasten. Nachteil: Höherer Verbrauch, lautere Fahrgeräusche, größerer Wendekreis und trägere Lenkung. |
Automatisch zuschaltbarer Allradantrieb
Vorteil: Bei Traktionsverlust wird die zweite Achse automatisch zugeschaltet. Nachteil: Kein Dauerbetrieb möglich; bei Überhitzung droht temporäre Abschaltung. |
Permanenter Allradantrieb
Vorteil: Konstante Traktion bei wechselnden Fahrbedingungen. Nachteil: Erhöhter Kraftstoffverbrauch und Verschleiß mechanischer Komponenten. |
Elektrischer Allradantrieb (Dual-Motor)
Vorteil: Keine mechanische Verbindung erforderlich; flexibel und effizient steuerbar. Nachteil: Höherer Energieverbrauch kann die Reichweite reduzieren. |
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