Ein Mann fährt mit dem Pedelec Slalom durch Pylonen.

Pedelec-Training: So bekommen Senioren mehr Sicherheit

3 min

15.08.2025Jessica Blank

Bei Senioren sind Pedelecs beliebt, aber der Umgang mit den elektrisch unterstützten Fahrrädern birgt einige Tücken. Ein Pedelec-Training mit der Polizei in Ansbach zeigt, wie ältere Menschen ein sicheres Gefühl bekommen. 

 

Zögerlich umfährt die Seniorin die ersten beiden Pylonen im Slalomparcours. Auf dem neuen Pedelec fühlt sie sich noch unsicher, hat sich bisher kaum getraut, es zu fahren. Am Rand steht Achim Lindner von der Polizeiinspektion Ansbach und gibt Tipps, die nach und nach zu mehr Selbstvertrauen auf dem elektrisch unterstützten Fahrrad führen.

Ein Pedelec-Training für Senioren, das war die Idee des Ansbacher Seniorenbeirats, der dieses zweimal im Jahr zusammen mit der Polizei durchführt. Der Bedarf ist da, das zeigen die Teilnehmerzahlen. „Pedelecfahren hat mit dem alten System Fahrradfahren nichts mehr zu tun, die Senioren merken im Gebrauch ein neues Verhalten, neue Situationen“, sagt Michael Vogel vom Seniorenbeirat Ansbach. Man müsse mehr mit Bedacht, defensiv fahren. Hinzu komme, dass viele Senioren nicht wüssten, was die neuen Verkehrszeichen bedeuten und auf welchem Weg welche Regeln gelten würden. Auch das lernen sie im Theorieteil des Trainings von den drei Polizeibeamten Achim Lindner, Tim Budaker und Kathrin Grätz. Das Trio bildet die Fahrradstaffel der Polizei Ansbach und kennt sich daher mit der Radinfrastruktur und den Problemstellen in ihrer Stadt bestens aus. Sie wissen, wo sich die Unfallschwerpunkte häufen – auch die von Senioren auf Pedelecs. 

Gleichgewicht und Koordination 

Fünf Übungen absolvieren die Teilnehmer mehrmals, um Gleichgewicht und Koordination zu schulen. Nach dem engen Slalom, bei dem Lindner zu niedriger Unterstützung und wenig Tempo rät, geht es über in einen weiten Slalom mit größeren Bögen um die Pylonen. Was Lindner sehen möchte, ist ein Schulterblick beim Richtungswechsel. „Der Knackpunkt ist der Schulterblick, da tun sich viele Senioren schwer“, erklärt der Polizist, der mit seinen beiden Kollegen eine Zusatzausbildung für Trainings wie dieses gemacht hat. Der Schulterblick sei das A und O – auch wenn man einen Spiegel habe. 

Bei der nächsten Übung müssen die Senioren konzentriert geradeaus durch eine Pylonengasse fahren – gar nicht so einfach. Es folgt eine Vollbremsung an einer mit Kreide aufgemalten Linie. „Stellen Sie sich vor, ein Ball rollt auf die Straße“, sagt Tim Budaker, während er mit seinem Arm eine Schranke andeutet. Anfangs bremsen die Radfahrer noch sehr zögerlich, später werden sie mutiger. „Viele freuen sich auf die Vollbremsung“, erzählt der Beamte. Am Ende fahren die Senioren eine große Acht nach, die auf den Asphalt gezeichnet ist. Die Krux: Die zweite Hälfte ist enger als die erste. Auch hier benötigen die meisten Pedelecfahrer ein paar Anläufe, um die Übung zu meistern. „Die Erfahrung zeigt: Sie werden immer besser“, ermutigt Lindner die Teilnehmer. Zum Abschluss dürfen die Senioren auf den Verkehrsübungsplatz wechseln, wo die drei Polizisten sonst mit ihren Grundschülern für die Radfahrausbildung trainieren. 

 

Und die Übungen sind tatsächlich vergleichbar mit denen der Viertklässler. Kathrin Grätz zählt erst die acht Schritte des Linksabbiegens auf: Schulterblick, Handzeichen, Einordnen, Vorfahrtsregeln beachten, Gegenverkehr beachten, Schulterblick, im großen Bogen abbiegen und auf Fußgänger achten. Jetzt ist den Senioren auch klar, wofür sie den Schulterblick so intensiv geübt haben.  „Der zweite Schulterblick wird oft vergessen, aber das ist die Lebensversicherung, wenn einer von hinten anrauscht“, betont Grätz. Auch der letzte Punkt, die Fußgänger, werde oft vergessen, ergänzt Lindner. „Und auf keinen Fall Handzeichen während des Abbiegens“, sagt der Polizist deutlich. 

 

Üben, üben, üben

Die Senioren üben das Linksabbiegen einige Male, warten immer vorbildlich an der Ampel und nutzen den aufgemalten Kreis in der Kreuzungsmitte zur Orientierung. Am Ende fühlen sich die meisten sicherer, aber die Angst ist noch nicht ganz weg. Für den 73-jährigen Klaus Krannich ist das langsame Fahren noch schwer. Und Gerlinde Herter, die ihr Pedelec zuvor wenig gefahren ist, will erst einmal auf einem Parkplatz weiter üben.   

 

 

Porträtbild der Auto+Reise-Redakteurin Jessica Blank.

„Ich würde mir wünschen, dass dieses großartige Beispiel der Präventionsarbeit in viele weitere Orte getragen wird. Sinnvoll wäre es auch, ein Training direkt beim Kauf eines Pedelecs anzubieten.“

Jessica Blank

Noch nicht das Richtige gefunden?


ARCD-Newsletter

Bleiben Sie immer informiert!

Melden Sie sich für unseren Newsletter an und erhalten Sie informative Beiträge und hilfreiche Tipps rund um Mobilität und Reise direkt in Ihr Postfach.

Außerdem warten attraktive Aktionen und Gewinnspiele auf Sie.
 Wir freuen uns darauf, Sie als Abonnenten willkommen zu heißen!

 

Jetzt anmelden