Mehrere Xpeng 6 stehen nebeneinander geparkt.

LFP statt NMC: Akku-Technologie im Xpeng G6 und G9 erklärt

3 min

03.10.2025Gundel Jacobi

Kaum sind die beiden batterieelektrischen Premium-Modelle des chinesischen Herstellers Xpeng gerade mal ein Jahr auf dem hiesigen Markt, schon erhalten sie eine Modellpflege. Abgesehen von ein paar Stricheleien möchten das SUV-Coupé G6 und sein größerer Bruder G9 in klassischer SUV-Karosserie vor allem durch veränderte Akku-Packs mit LFP-Technologie beeindrucken – auf der Habenseite insbesondere mit längerer Lebensdauer und schnelleren Ladezeiten.

 

Was ist für einen Elektroauto-Fahrer leichter zu ertragen: Längere Ladezeiten oder kürzere Reichweiten? Bei Xpeng versucht man jedenfalls, einen solchen Zielkonflikt möglichst klein zu halten, der sich mit der Entscheidung gegen die NMC-Batterietechnologie (Nickel-Mangan-Kobalt) mit Hinwendung zu LFP-Akkus (Lithium-Eisenphosphat) nicht ganz umgehen lässt. Deshalb lohnt es sich, einen summarischen Blick auf die Licht- und Schattenseiten dieser beiden Batteriearten zu werfen. 

Kurz gesagt ist die NMC-Technologie etwa wegen Kinderarbeit beim Abbau von Kobalt und Nickel in den Herkunftsländern in Verruf geraten. Obendrein sind beide Metalle teuer. Ein klarer NMC-Vorteil liegt in der hohen Energiedichte, was sich insbesondere bei leistungsstarken E-Fahrzeugen vorteilhaft auswirkt. 

Demgegenüber punktet die LFP-Fraktion durch mehr Nachhaltigkeit, deutlich günstigere Kosten und eine höhere Ladegeschwindigkeit. Zudem verlängert diese Technologie die Lebensdauer des Akkus um bis zu 30 Prozent. Allerdings ist hier die Energiedichte geringer, wodurch man größere Batterien braucht, um die gleiche Reichweite wie bei NMC-Akkus zu erzielen. Dies ist nur teilweise durch technologische Fortschritte zu kompensieren. Mit anderen Worten: Man braucht mehr Bauraum, was die Ingenieure ungern umsetzen. So weit die graue Theorie. 

Xpeng wechselt bei G6 und G9 ab sofort auf LFP-Akkus

Fakt ist, dass in den beiden leistungsstarken G6- und G9-Modellen mit 800-Volt-Spannung ab sofort LFP-Akkus stecken, die wie erwähnt zwar über eine leicht geringere Speicherkapazität, aber gleichzeitig über eine schnellere Ladegeschwindigkeit verfügen. 

 

G6 seitliche Ansicht.
Beim Xpeng G6 mit LFP-Akku sinkt die Reichweite leicht im Vergleich zum Vorgänger mit NMC-Akku. Foto: Xpeng

Konkret heißt dies beim Xpeng G6, den wir in der stärksten Allradversion mit 358 kW/487 PS fahren konnten: Er hat eine Schnellladefähigkeit von 451 kW und weist somit von 10 auf 80 Prozent Ladestand zwölf Minuten bei seiner 80,8-kWh-Batterie aus. Das entspricht ungefähr 450 Kilometern Reichweite. In der derzeitigen Lade-Welt lässt sich das durchaus als rasend schnell bezeichnen. Selbstverständlich dockten wir zu Testzwecken bei einem Akku-Stand von 55 Prozent an einem Schnelllader an. Selbiger lieferte eine maximale Ladeleistung von 350 kW. Wir hatten in zehn Minuten auf 90 Prozent geladen – bei einer höchsten kurzzeitigen Ladeleistung von 229 kW; neben uns waren noch mehrere andere Autos eingestöpselt, was bekanntlich das Ladetempo etwas drosselt. 

Xpeng G9 steht vor einer Wiese und man sieht das Heck von schräg hinten.
Neben dem G6 stellte Xpeng auch sein Flaggschiff G9 zum Facelift 2025 auf eine 800-Volt-Architektur für mehr Ladeleistung um. Foto: Xpeng

Spannend fanden wir im Vergleich dazu unsere Testfahrt am nächsten Tag mit einem 423 kW/575 PS leistenden G9 mit 93,1 kWh großem Akku, den wir ebenfalls mit 55 Prozent anhängten – gleiche Situation am 350-kW-Schnelllader mit einigen anderen Autos an der Säule. Er bunkerte auf 90 Prozent in sieben Minuten – mit einer kurzzeitig höchsten Ladeleistung von 275 kW. Salopp gesagt: Das ist auch nicht von schlechten Eltern! 

Xpeng legt den Schwerpunkt auf hohe Ladegeschwindigkeit

Der Vollständigkeit halber muss erwähnt werden, dass die theoretische Reichweite des bisherigen G6-Modells mit NMC-Batterie bei 550 Kilometer lag, die neue LFP-Ausführung wird mit 510 Kilometer angegeben. Beim G9-Modell hat sich die Reichweite von 520 auf 540 Kilometer erhöht, weil – und jetzt wird es wirklich kompliziert – der Hersteller beim neuen Modell einen geringeren Verbrauch verwirklichen kann. 

Was lässt sich aus diesem Zahlensalat herauslesen? Xpeng ist mit seinen G6- und G9-Modellen ganz vorne mit dabei, was die Ladegeschwindigkeit betrifft. Dadurch verringern die Chinesen den immer noch klar vorhandenen zeitlichen Nachteil beim Laden im Vergleich zum Tankvorgang bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Allerdings sind die Reichweiten um gut 500 Kilometer zwar ganz ordentlich, aber keinesfalls herausragend. Es sollte auch nicht vergessen werden, dass bei Autobahntempo 120 der Verbrauch eines E-Autos gerne mal circa 30 Prozent über dem kombinierten WLTP-Wert liegt. Hier verbergen sich echte Reichweiten-Einschränkungen. 

 

Blick auf das Cockpit des Xpeng G6.
Der überarbeitete Xpeng G6 erhält nun einen auf 15,6 Zoll gewachsenen Monitor. Foto: Xpeng

Optischer und technischer Feinschliff bei Xpeng G6 und G9 – Basispreise unverändert

Die Tatsache, dass sich die LFP-Batterietechnologie im Moment als nachhaltiger und kostengünstiger erweist, könnte ein Indiz dafür sein, dass G6 und G9 zum jeweils gleichen Basispreis wie für die vorigen Versionen angeboten werden. Die Modellpflege umfasst beim G6 zudem Feinheiten wie leicht veränderte Leuchten, ein anders platziertes Markenzeichen sowie einen Heckspoiler. Im Inneren sind es vor allem übliche Modifikationen wie neue Materialien und Farben samt Ambientebeleuchtung. Dazu kommen ein auf 15,6 Zoll gewachsener Bildschirm und eine digitale Innenspiegelkamera. Das G9-SUV bekam einen neuen Kühlergrill, integriertes 3D-Radar und serienmäßig 20-Zoll-Räder.

Heck des neuen Xpeng G6 mit leichtem Heckspoiler.
Zu den leichten optischen Retuschen am Xpeng G6 des Jahres 2025 zählt der dezente Heckspoiler. Foto: Xpeng

Der G6 RWD Long Range steht ab 47.600 Euro und der G9 RWD Standard Range ab 59.600 Euro beim Händler. Apropos Händler: Das klassische Vertriebskonzept sieht vor, dass die 2023 bundesweit vorhandenen 20 Standorte noch 2024 auf 60 erhöht werden. 2025 könnte mit 120 Händlern eine solide Flächenabdeckung erreicht werden. Deutet man die Zeichen optimistisch, lässt sich feststellen, dass der weithin noch recht unbekannte chinesische Hersteller langsam Fahrt aufnimmt.

Portait der Autorin Gundel Jacobi.

Die nicht zuletzt in der Fahrwerkstechnik auf Komfort ausgelegten SUV-Modelle G6 und G9 punkten mit ihrer fortschrittlichen LFP-Batterietechnologie und können auch mit ihrer Sieben-Jahres-Garantie eine gewisse Vertrauensbasis schaffen. Spannend bleibt, ob der vergleichsweise junge Autobauer Xpeng auf Dauer bei uns Fuß fassen kann.“

Gundel Jacobi


Technische Daten Xpeng G6

MotorElektro: 218 kW/296 PS, 440 Nm und 358 kW/487 PS, 660 Nm
Normverbrauch17,5 und 18,4 kWh, 0 g CO2/km (WLTP) 
L x B x H4,76 x 1,92/k. A. x 1,65 m 
Kofferraum571–1.374 l
Zuladung470–475 kg
Anhängelast1.500 kg
Stützlast75 kg
Akku-Kapazität80,8 kWh
Elektrische Reichweite 525 und 510 km
Preis ab47.600 € 

Technische Daten Xpeng G9

MotorElektro: 258 kW/351 PS, 465 Nm und 423 kW/575 PS, 695 Nm
Normverbrauch18,4–20,1 kWh, 0 g CO2/km (WLTP) 
L x B x H4,89 x 1,94/k. A. x 1,68 m 
Kofferraum660–1.576 l + 71 l (Frunk)
Zuladung520 und 512 kg
Anhängelast1.500 kg
Stützlast75 kg
Akku-Kapazität79 und 93,1 kWh
Elektrische Reichweite 502–585 km
Preis ab59.600 € 

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