Alpine A290 fährt dynamisch auf einer Landstraße in der Nähe von Kolbermoor.

Fahrbericht: Alpine A290 – Erster Hot Hatch einer neuen Art

3 min

30.04.2025Thomas Schreiner

Alpine – dieser Name klingt für Sportwagen-Enthusiasten mit frankophilem Einschlag wie Musik in den Ohren. Mit der A290 stellt die zur Renault Group gehörige Marke einen alltagstauglichen Kompakt-Sportwagen auf die Räder. Dieser sogenannte Hot Hatch zeigt, wo bei Alpine die Reise hingeht.

70 Jahre ist es her, dass der Rennfahrer und Konstrukteur Jean Rédélé in Dieppe am Ärmelkanal die französische Sportwagen-Schmiede Alpine aus der Taufe hob. Mitte der Neunzigerjahre wurde es ruhig um Alpine, ehe die Marke 2017 auf dem Genfer Auto-Salon zu frischem Leben erweckt wurde. Das dort neu vorgestellte Modell hörte auf den Namen Alpine A110 – eine namentliche, optische und konzeptionelle Hommage an das von 1962 bis 1977 gebaute Sportcoupé A110, das einst zahlreiche Rallye-Erfolge für sich verbuchte. 

Mit der A290 – die Fahrzeuge werden traditionell weiblich angesprochen – öffnet die 100-prozentige Renault-Tochter Alpine ein neues Kapitel der Firmengeschichte. Erstmals ziert das charakteristische, schräg gestellte „A“ als Logo einen Elektro-Flitzer. 

Alpine A290 parkt auf einem Weg im Voralpenland – Ansicht mit Heck.
Besonders in der Heckansicht fallen die im Vergleich zum zivilen Renault R5 E-Tech leicht verbreiterten Kotflügelbacken der Alpine A290 auf. Foto: Alpine

Auf welchem Fahrzeug basiert die Alpine A290?

Geschichte wiederholt sich: Bereits in den Siebzigerjahren schärfte eine Alpine-Variante den damaligen Renault 5 mit 68 kW/93 PS zum Kompakt-Sportwagen. Heute basiert die Alpine A290 als Hot Hatch auf dem vollelektrischen Renault 5 E-Tech. 

Diese Basis ist äußerlich unverkennbar. Die A290 gleicht einem etwas aufgemotzten Renault 5, der die Kotflügelbacken aufbläht. Die Spurbreite wuchs im Vergleich um sechs Zentimeter, die Radhäuser beherbergen voluminöse 19-Zöller. Den auffälligsten Unterschied markieren x-förmige LED-Zusatzscheinwerfer an der Front, um an die Rennsporttradition von Alpine zu erinnern. 

Gut 45 Prozent mehr Power unter der Haube bietet die Alpine A290 im Vergleich zum Renault 5 E-Tech auf – ein sattes Plus. Die Spitzenmotorisierung mit 160 kW/218 PS ist bereits aus dem größeren Renault Megane E-Tech bekannt. 

Wem das noch immer zu wenig vorkommt, kann sich gegen eine Gebühr von 50.000 Euro schon jetzt einen Renault 5 Turbo 3E reservieren. Der soll 2027 mit brachialen 400 kW/540 PS und 4.800 Nm Drehmoment (!) auf den Markt kommen. Kolportierter Kaufpreis: 155.000 Euro.

Wie viel Leistung hat die Alpine A290?

Zurück zur Wirklichkeit: Mit den beiden Leistungsstufen 130 kW/177 PS (Ausstattung GT oder GT Premium) und 160 kW/218 PS (Ausstattung GT Performance oder GTS) ist die Alpine A290 üppig motorisiert. Die „schwächere“ Variante beschleunigt in 7,4 Sekunden von Null auf Tempo 100, die „stärkere“ schafft die gleiche Übung eine Sekunde schneller. Die Höchstgeschwindigkeit des Hot Hatch ist auf 160 bzw. 170 km/h begrenzt. 

Leistung bezieht sich bei E-Autos allerdings nicht nur auf Kraft und Spurtstärke. Sie spielt auch beim Laden eine entscheidende Rolle. Der in beiden Versionen 52 kWh große Akku ermöglicht eine Reichweite nach WLTP-Messung von bis zu 380 Kilometern. Eine Wärmepumpe, welche die Energieeffizienz an Bord erhöht und damit die Reichweite positiv beeinflusst, ist serienmäßig. 

Maximal 100 kW DC-Ladeleistung stehen im Datenblatt. Unter idealen Bedingungen soll sich der Akkustand damit in 30 Minuten von 15 auf 80 Prozent bringen lassen. Das klingt heutzutage konventionell, daher ein weiterer interessanter Fakt: Alpine verspricht, innerhalb einer Viertelstunde Strom für 150 Kilometer Fahrstrecke nachladen zu können. Überprüfen konnten wir diese Werte während einer kurzen Kennenlernstunde nicht. An der AC-Säule schafft das bidirektional ausgelegte Ladegerät 11 kW.

Wie fährt sich die Alpine A290?

Auf unserer Testrunde fuhren wir die Top-Version GTS, deren 160 kW/218 PS der knapp 1.600 Kilo wiegenden A290 erwartungsgemäße Leichtfüßigkeit bescherten. Der Antrieb überzeugte mit spontanem Ansprechverhalten – typisch für stark motorisierte E-Autos. Gleichzeitig regulierte die Elektronik die Leistung und das Drehmoment so feinfühlig, dass der Kompakt-Sportler jederzeit sicher beherrschbar blieb. Auch, wenn wir kurzzeitig durch Drücken des roten OV-Knopfes am Lenkrad die maximale Leistung abgerufen haben. Für zehn Sekunden schießt die A290 dann wie vom Skorpion gestochen nach vorne.  

Verbreiterte Spur, 2,53 Meter Radstand, Mehrlenker-Hinterachse, niedriger Schwerpunkt dank Akku im Unterboden, ausgewogene Gewichtsverteilung von 57 Prozent vorne und 43 Prozent hinten: Dank dieser Parameter ließ sich die A290 auf kurvigen Sträßchen handlich-agil und präzise steuern und zeigte kaum Wankneigung. Die Ingenieure konnten der Fahrwerksabstimmung genügend Komfortreserven mitgeben, sodass auch holprige Wege nicht nerven. Das macht den Kompakt-Sportwagen alltagstauglich. 

Dieser Alltagstauglichkeit kommt zugute, dass von der Basis Renault 5 E-Tech die beiden Türen für den Zustieg zur Rückbank ebenso erhalten blieben wie das Kofferraumvolumen von 326 Litern. 63 Kilogramm Stützlast erlauben den Transport von Fahrrädern auf einem Kupplungsträger. Mangels ausgewiesener Dachlast ist die Montage eines Dachträgers allerdings nicht zulässig. 

Die Energierekuperation lässt sich bei der Alpine A290 in vier Stufen einstellen. Beginnend bei 0 ohne rekuperative Bremswirkung bis zur höchsten Stufe 3. Um das Fahrzeug zum Stehen zu bringen, braucht es aber immer den Tritt auf die Bremse. 

Wer beim Fahren gerne regelmäßig mit den Rekuperationsstufen spielt, den wird nerven, dass der blaue Drehschalter dafür unterhalb der linken Lenkradspeiche angebracht ist. Das sieht zwar ein bisschen nach Rennsportoptik aus, ist aber lästig, da immer eine Hand vom Lenkradkranz genommen werden muss. Bewährte Schaltpaddels am Lenkrad wären stattdessen praktischer. Ansonsten verfolgt die Alpine A290 die derzeit bei Renault lobenswerte Bedienlogik, die im Cockpit keine Rätsel aufgibt. 

Blick in das Cockpit der Alpine A290.
Um die Rekuperationsstufen der A290 am blauen Drehschalter links unten am Lenkrad zu verstellen, muss man eine Hand vom Volant nehmen. Foto: Alpine

Wie viel kostet die Alpine A290?

In der Ausstattungsstufe GTS mit 160 kW/218 PS kostet der Hot Hatch Alpine A290 ab 44.700 Euro. Dann sind luxuriöse Details wie Sitzbezüge aus Nappaleder, Lenkradheizung oder ein Soundsystem von Devialet an Bord. Die Lackierung in strahlendem Blau, für die Alpine-Fahrzeuge bei Experten bekannt sind, muss aber auch in dieser Top-Version für 900 Euro extra bestellt werden.

Der Basispreis der Alpine A290 in Ausstattungsstufe GT mit 130 kW/177 PS beginnt bei 38.700 Euro. Zum Vergleich: Ein Renault 5 E-Tech mit 110 kW/150 PS und ebenfalls 52 kWh großem Akku kostet ab 32.900 Euro.

Technische Daten Alpine A290

MotorElektro: 130 kW/177 PS, 285 Nm und 160 kW/218 PS, 300 Nm
Normverbrauch15,8 kWh und 16,5 kWh, 0 g CO2/km (WLTP)
L x B x H3,99 1,82/2,02 x 1,52 m
Kofferraum326–1.106 l
Zuladung396 kg
Anhängelast500 kg
Stützlast63 kg
Akku-Kapazität52 kWh
Reichweite380 und 364 km
Preis ab38.700 €

Thomas Schreiner

hörte während seiner Testfahrt irgendwann auf zu zählen, wie viele Menschen am Straßenrand ihre Hälse nach der A290 verdrehten. 
Ihre auffällige Optik zeigte offenbar Wirkung.


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