Die Magie der Raunächte: Alte Bräuche neu entdecken
3 min
Wenn im Alpenraum der Winter in seine tiefste Phase tritt, beginnt eine Zeit, die seit Jahrhunderten von besonderer Bedeutung ist: die Raunächte. Zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag, mancherorts auch ab der Thomasnacht vom 20. auf den 21. Dezember, liegt jene Übergangsphase, in der nach alter Tradition die Welt stiller wird, Grenzen zwischen Altem und Neuem verschwimmen und Rituale neue Kraft entfalten. Was einst aus bäuerlichen Jahreskreisläufen und spirituellen Vorstellungen entstand, begeistert heute auch Besucher, die während ihres Aufenthalts in Tirol eine authentische alpine Kultur erleben möchten.
Hintergrund der Bräuche während der Raunächte
Die Raunächte gelten im Volksglauben als Moment des Innehaltens. Es sind zwölf Nächte, denen jeweils ein Monat des kommenden Jahres zugeschrieben wird. Viele Familien nutzen diese Zeit, um Rückschau zu halten, Wünsche zu formulieren und Häuser sowie Ställe zu reinigen – nicht nur äußerlich, sondern symbolisch auch innerlich. Das Räuchern spielt dabei eine zentrale Rolle: Aromatische Kräuter, Harze und Wurzeln werden entzündet, um Schutz, Klarheit und Harmonie zu fördern. Die aufsteigenden Düfte erinnern an ein uraltes Wissen, das bis heute lebendig geblieben ist.
Angebote für Touristen zu den Raunächten
Für die Region Tirol eröffnet dieser Brauch eine besondere Möglichkeit, Gästen die Kultur der Alpen näherzubringen. Immer mehr Touristen suchen Erlebnisse, die über das klassische Urlaubsprogramm hinausgehen und ihnen Einblicke in überlieferte Traditionen vermitteln. Workshops zum Räuchern, geführte Raunachtwanderungen oder der gemeinsame Austausch über die Bedeutung dieser Nächte schaffen eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart – und zwischen Einheimischen und Gästen.
Mundraub-Touren auf dem Mieminger Plateau
Elfi Stolz ist Kräuterpädagogin und befasst sich schon länger mit Kräutern, die im Landschaftsschutzgebiet am Mieminger Plateau wachsen, und deren Wirkung. Vieles hat sie von der Oma, wie sie selbst sagt, gelernt und überliefert bekommen.
Schon im November geht sie mit Gästen durch die geschützten Larchwiesen bei Obsteig, erklärt Wirkung und Verwendungsmöglichkeiten der Kräuter und sammelt zum Beispiel Schafgarbe, Beifuß oder Goldrute. Sie trocknet diese sorgfältig und stellt individuelle Mischungen zusammen, die später fürs Räuchern verwendet werden.
Ihr Wissen über regionale Pflanzen und deren Wirkung ermöglicht spannende Einblicke in die Kräuterkunde. Und das Beste: Jeder darf selbst mit anpacken – beim Suchen der Kräuter und Binden der Räuchersticks in „Elfi’s Garten Kuchl“ – und am Ende seinen Räucherstick mit nach Hause nehmen.
Bedeutung des Räucherns in der Thomasnacht
Damit das erste Räuchern während der Thomasnacht auch klappt, gibt sie den Gästen wertvolle Tipps mit und erzählt, wie sie heute noch die Raunächte begeht. Dabei erklärt sie, welche Bedeutung sie dem Räuchern zuschreibt: Es soll reinigen, schützen und einen Raum schaffen, in dem jeder bewusst in die Stille der Jahreszeit eintauchen kann.
Für viele Besucher wird dieser Moment zu einem persönlichen Erlebnis, das traditionelle Bräuche mit moderner Achtsamkeit verbindet. Auch die Gäste vom Hotel Stern in Obsteig bezieht sie während der Raunächte ein und bietet für sie ein besonderes Programm zwischen den Jahren.
So werden die Raunächte in Tirol zu einer Brücke zwischen alter Kultur und zeitgemäßem Erleben. Sie laden dazu ein, das Jahr bewusster zu beschließen – und die Kraft des Neubeginns zu spüren, die im Herzen des Winters liegt.
Reiseservice
Mundraub-Touren und Kräuterwanderungen mit Elfi auf dem Mieminger Plateau können über das Hotel Stern in Obsteig gebucht werden:
„Ich habe zum ersten Mal Räuchersticks aus Kräutern für die Raunächte gebunden. Wie bewusst Elfi Stolz und viele Bewohner des Mieminger Plateaus die Raunächte und damit den Übergang ins neue Jahr gestalten, hat mich sehr fasziniert.“
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