HVO 100: Öko-Diesel mit begrenzter Verfügbarkeit – Alles zu Rohstoffen, Umweltvorteilen und Tankstellen
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Was ist HVO 100?
Die Abkürzung HVO steht für Hydrotreated Vegetable Oils („mit Wasserstoff behandelte Pflanzenöle“). Ausgangsstoffe sind Altspeiseöle und Frittierfett, Abfälle aus der Fleischverarbeitung, Klärschlämme und pflanzliche Reststoffe aus der Land- und Forstwirtschaft sowie palmölbasierte Abfälle. In einem Raffinationsprozess werden die Ausgangsstoffe mit Wasserstoff zu HVO verarbeitet. Die Zulassung erfolgt als paraffinischer Dieselkraftstoff gemäß DIN EN 15940. HVO ist fast geruchlos und klar wie Wasser. Die Zahl 100 bezieht sich auf den Reingehalt von HVO an der Tankstelle – 100 Prozent.
Woher stammen die Rohstoffe für HVO?
Deutschland importiert den Großteil der Rohstoffe aus Asien, vorzugsweise China. Seit 2023 ist es nicht mehr erlaubt, Palmöl als Rohstoff zu nutzen, da für Palmölplantagen große Waldflächen gerodet werden. Abwasser aus Palmölmühlen oder Palmschlammöl darf jedoch weiterhin zugemischt werden. Die EU stellte in Untersuchungen fest, dass die in Europa verwendete Menge der palmölbasierten Abfälle die globale Produktion übersteigt, sodass davon ausgegangen werden muss, dass in den Herkunftsländern Lieferungen umetikettiert werden und Palmöl auch weiterhin als Rohstoff zum Einsatz kommt.
Wie nachhaltig ist HVO?
Die Nachhaltigkeit hängt von den verwendeten Rohstoffen ab. Der Produktionsprozess ist energieintensiv und benötigt Wasserstoff, der aktuell überwiegend aus fossilen Brennstoffen gewonnen wird. Erst mit der Nutzung von grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Energien könnte sich der ökologische Fußabdruck verringern. Lange Transportwege und ineffiziente Vertriebsnetze beeinträchtigen die Umweltfreundlichkeit zusätzlich.
Welche Umweltvorteile bietet der Ökodiesel HVO?
Je nach den verwendeten Rohstoffen kann HVO die CO₂-Emissionen in der Kette von der Herstellung bis zum Auspuff um bis zu 90 Prozent senken. Zusätzlich lassen sich die Feinstaub- sowie Stickoxid-Emissionen vermindern. HVO ist frei von Schwefel und Aromaten, was zu einer saubereren Verbrennung im Motor führt.
Wo ist HVO erhältlich?
Laut clever-tanken.de gibt es aktuell 308 Tankstellen (Stand: 11.03.2025) in Deutschland, an denen HVO erhältlich ist. Da die Verfügbarkeit variieren kann, sollten Autofahrer sich vorab über Online-Verzeichnisse informieren oder beim örtlichen Tankstellenpersonal nachfragen. Die Diesel-Alternative wird an der Zapfsäule als HVO 100, HVO-Diesel, Renewable-Diesel, Paraffinischer-Diesel oder XTL (X to Liquid) gekennzeichnet.
Welche Fahrzeuge dürfen HVO tanken?
Viele Hersteller haben ihre Fahrzeuge für die Nutzung von HVO freigegeben. Ob ein Fahrzeug die Diesel-Alternative tanken darf, lässt sich anhand des XTL-Symbols auf der Innenseite des Tankdeckels feststellen. Eine vollständige Pkw-Liste findet sich auf der Website der Deutsche Automobil Treuhand (DAT). Ebenso helfen die Bedienungsanleitung oder die Websites der Automobilhersteller weiter.
Welche Risiken drohen durch HVO in Motoren ohne Freigabe?
Wer versehentlich HVO als Reinkraftstoff in einem nicht freigegebenen Fahrzeug tankt, muss in der Regel keine Schäden befürchten. Die Tankfüllung kann verbraucht oder mit herkömmlichem Diesel gemischt werden; ein Leerpumpen des Tanks ist nicht erforderlich. Bei wiederholten Fehlbetankungen sind aber Auswirkungen auf die Fahrzeugtechnik möglich. Bei historischen Fahrzeugen neigen Kraftstoffleitungen und Dichtungen aus Kunststoff zu Undichtigkeiten. Die betroffenen Teile müssen dann ausgetauscht werden.
Beeinflusst HVO die Motorleistung und den Verbrauch?
Während die Laufkultur und das Ansprechverhalten des Motors bei älteren Fahrzeugen mit HVO etwas verbessert werden können, sind bei modernen Pkw in der Regel keine Auswirkungen erkennbar. Die geringere Dichte von HVO gegenüber herkömmlichem Diesel lässt den Verbrauch leicht steigen, wohingegen die Schadstoffemissionen bei älteren Fahrzeugen etwas sinken. Bei Dieselfahrzeugen mit moderner Abgasnachbehandlung aber ist der Schadstoffausstoß bereits so gering, dass zusätzliche Emissionsvorteile durch HVO kaum festgestellt werden können.
Ist der Kraftstoff HVO teurer als herkömmlicher Diesel?
Die geringe Produktionsmenge und die aufwendigere Herstellung machen sich an der Tankstelle bemerkbar. Im Durchschnitt kostet ein Liter HVO 100 etwa 10 Cent mehr als herkömmlicher Dieselkraftstoff B7 (Mineralöldiesel mit sieben Prozent Biodiesel-Anteil). Eine steigende Nachfrage könnte jedoch Skaleneffekte in Produktion und Logistik ermöglichen, was zu sinkenden Preisen führen würde. Zudem könnte HVO bei weiter steigenden CO₂-Preisen sogar günstiger als herkömmlicher Diesel werden.
Welche Branchen profitieren am meisten von HVO?
Speditionen können mit HVO ihre CO₂-Emissionen reduzieren, ohne in neue Fahrzeuge investieren zu müssen. Das betrifft auch den öffentlichen Personennahverkehr. Insbesondere Sektoren, die schwer zu elektrifizieren sind, wie die Schifffahrt, könnten ihren Schadstoffausstoß senken. Da HVO eine ähnliche chemische Struktur wie fossiles Kerosin aufweist, könnte es auch als Drop-in-Kraftstoff verwendet werden, bei dem es fossilem Kerosin beigemischt wird. 2025 müssen zwei Prozent des Flugzeugkraftstoffs nachhaltig sein, bis 2050 dann 70 Prozent. Im Jahr 2023 lag der weltweite Treibstoffverbrauch kommerzieller Fluggesellschaften bei 348 Milliarden Liter; bis 2050 soll er auf rund 520 Milliarden Liter ansteigen.
Inwiefern beeinflusst HVO andere Industriezweige?
Die für HVO genutzten Rohstoffe werden anderen Industriezweigen entzogen. Altspeiseöle und -fette werden in der Kosmetik-, Lebensmittel- und Pharmaindustrie genutzt – ebenso in der Herstellung von Tierfutter und Hygieneartikeln. Bioabfälle eignen sich zur Kompostierung und zur Wärmeerzeugung, Stroh ist als Baustoff nutzbar. Der wachsende Rohstoffbedarf für HVO könnte den Wettbewerb um Ressourcen verschärfen und die Preise in anderen Industriezweigen steigen lassen.
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