Eröffnung der ICSC 2024 in Imabari, Japan

Fahrrad-Sicherheit auf neuen Wegen: Präsentation der Kombibremse auf der ICSC 2024

3 min

18.02.2025Thomas Schreiner

Die Entwicklung von innovativen Bremssystemen wie der Kombibremse ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Fahrrad-Sicherheit. Prof. Jürgen Wrede präsentierte auf der ICSC 2024 in Japan seine aktuelle Forschung, wie die Kombibremse das Radfahren sicherer machen kann. 

 

Prof. Jürgen Wrede gerät regelrecht ins Schwärmen, wenn er über Bauwerke wie die Kurushima Kaikyō Bridge spricht. „Das sind ja tolle Ingenieurleistungen“, sagt er rückblickend auf seine Reise, die ihn nach Japan auf die Insel Shikoku südlich von Hiroshima führte. Das Ziel: Imabari. 

International Cycling Safety Conference kam 2024 erstmals nach Asien 

Die bei uns weitgehend unbekannte 150.000-Einwohner-Stadt war vom 3. bis zum 5. November 2024 der internationale Treffpunkt für Expertinnen und Experten zum Thema Fahrrad-Sicherheit. Die International Cycling Safety Conference (ICSC), eines der weltweit bedeutendsten Foren für die Forschung zur Sicherheit im Radverkehr, fand 2024 erstmals auf asiatischem Boden statt. Vor über zehn Jahren an der TU Delft in den Niederlanden ins Leben gerufen, kamen zur jüngsten Konferenz in Imabari etwa 150 Fachleute aus 24 Ländern zusammen. Mit dabei: Prof. Jürgen Wrede vom Institute for Smart Bicycle Technology (ISBT) der Hochschule Pforzheim.

Prof. Wrede, der auch Vizepräsident des ARCD ist, stellte in Japan sein Forschungsprojekt zur sogenannten Kombibremse für Fahrräder und Pedelecs vor. Kombinierte Bremssysteme sind von Motorrädern bekannt. Sie übertragen das Bremsmoment auf alle Räder, auch wenn nur ein Bremshebel gezogen wird. Am ISBT der Hochschule Pforzheim forscht Prof. Wrede mit Studierenden daran, ein solches kombiniertes Bremssystem auf Fahrräder anzuwenden. Namhafte Partner aus der Industrie sind beteiligt. Die gemeinnützige ARCD-Verkehrssicherheits-GmbH unterstützt das Projekt finanziell. Träger der Schirmherrschaft ist der Deutsche Verkehrssicherheitsrat DVR.

Austausch von Forschungsergebnissen zur Fahrrad-Sicherheit

Am Anfang der Projektpräsentation auf der ICSC stand der „Poster Pitch“, erläutert Prof. Wrede: „Vor den versammelten Konferenzteilnehmern hat man eine Minute, um zu erklären, worum es im Kern geht und warum man sich das anschauen sollte.“ Das Format habe deutliche Vorteile gegenüber langen Vorträgen, sagt der Wissenschaftler: „Die Interessierten kommen dann zum Poster und man kann sich mit ihnen intensiv austauschen.“ 

So war Prof. Wrede nicht nur fasziniert von japanischer Brückenbaukunst, er wurde in Japan selbst zum Brückenbauer in internationalen Expertenkreisen. „Networking ist natürlich ein ganz wichtiges Thema bei so einer Konferenz. Dass man Leute trifft, die am gleichen Thema arbeiten, und dann aber auch neue Leute kennenlernt.“ Interessante Fachgespräche seien so entstanden, über Sicherheitstechnik am Fahrrad oder über Studien, die das Fahrverhalten von Radfahrenden analysieren. Solche Verhaltensstudien seien wichtig, um neue Technologien zielgerichtet zu erforschen.

Wie die Fahrrad-Sicherheit durch die Kombibremse profitieren könnte

Eine Untersuchung der Unfallforschung der Versicherer (UDV) hat Ende 2024 gezeigt, dass bei Alleinunfällen von Radfahrenden jeder fünfte durch Fahrfehler verursachte Unfall mit Fehlern beim Bremsen in Verbindung steht. Die UDV empfiehlt daher, Pedelecs mit ABS-Systemen auszustatten. An deren Vorentwicklung war die Hochschule Pforzheim ebenfalls beteiligt. Mit seinem aktuellen Forschungsprojekt will Prof. Wrede herausfinden, welchen Nutzen eine Kombibremse haben könnte, die auf Vorder- und Hinterrad gleichzeitig wirkt. 

Ein Vorteil liegt in der optimierten Bremskraftverteilung, die verhindert, dass das hintere Rad schnell blockiert. Auf diese Weise sorgt das System für kürzere Bremswege. Simulationen der Hochschule Pforzheim zeigen bereits, dass bei einem Trekkingrad der Bremsweg aus einer Geschwindigkeit von 20 km/h von 9,4 Metern mit der herkömmlichen Hinterradbremse auf 6,7 Meter mit einer optimalen Bremskraftverteilung reduziert werden kann.

Shimanami Kaido – Fernradweg über spektakuläre Brücken in Japan

Imabari wurde nicht ganz zufällig zum Konferenzort der ICSC gewählt. Die Stadt ist Ausgangspunkt des berühmten Radwegs „Shimanami Kaido“, der sich über 80 Kilometer und zahlreiche Inseln erstreckt. Ohne spektakuläre Brücken wie die Kurushima Kaikyō Bridge, über die neben motorisierten Fahrzeugen auch der Radverkehr geführt wird, würde das nicht gelingen. 

Die Gelegenheit, nach Abschluss der Tagung den „Shimanami Kaido“ zwischen Orangenplantagen und Meeresrauschen selbst zu erkunden, ließ sich Prof. Wrede natürlich nicht nehmen. Auch wenn sich für die 80 Kilometer von Imabari nach Onomichi und zurück erstaunlicherweise kein Leih-Fahrrad mit elektrischer Unterstützung oder Gepäckträger finden ließ, beeindruckte ihn die Tour. „Dieses Konzept zeigt, wie attraktiv und sicher Radfahren gestaltet werden kann – auch für längere Strecken. Solche Ideen sind eine wertvolle Inspiration für unsere Arbeit.“


"Interessant, dass 2023 in Japan das Tragen des Fahrradhelms gesetzlich verankert wurde. 
Ein Vorbild auch für uns?"

war noch nie in Japan. Sehr gespannt war er auf die Schilderungen von Prof. Wrede zum Radfahren dort.

Thomas Schreiner


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