Engstelle im Straßenverkehr: Wann das Reißverschluss-Verfahren gilt – und wann nicht
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Einseitige oder beidseitige Fahrbahnverengungen und Spur-Wegfall: Nicht immer gilt das Reißverschluss-Verfahren. Wir verraten, wie Sie an Engstellen Konflikte vermeiden.
Tipp 1
Einseitige Fahrbahnverengung
Das gilt: Von einer Fahrbahnverengung spricht man, wenn die Fahrbahn nicht durchgängig in der allgemeinen Breite befahrbar ist. Diese kann einseitig oder beidseitig sein. Die einseitige Fahrbahnverengung wird gemäß § 40 Straßenverkehrsordnung (StVO) mit dem Gefahrenzeichen 121 angekündigt. Ist die Engstelle beidseitig, zeigt dies das Zeichen 120 an. Gründe dafür sind Baustellen, Brücken, Hindernisse oder Unfälle. Oberstes Gebot: Vorsicht, Aufmerksamkeit und Rücksicht bei jeder Engstelle.
Das ist zu tun: Ist nur eine Fahrspur betroffen, muss das Hindernis so umfahren werden, dass niemand gefährdet wird. Wird dabei die Gegenfahrbahn genutzt, hat der Gegenverkehr grundsätzlich Vorrang. Wichtig: Blinker setzen nicht vergessen – sonst droht ein Verwarngeld von zehn Euro. Mit dem Gefahrenzeichen geht häufig ein Tempolimit einher.
Auf mehrspurigen Straßen müssen Fahrzeugführer zudem den Verkehr beachten, der sich auf der anderen Spur von hinten nähert. Die Fahrer auf der freien Spur sollen das Einfädeln ermöglichen. Werden die Vorfahrtsregeln oder die Geschwindigkeitsbegrenzung an einer Fahrbahnverengung nicht eingehalten, kann dem Fahrer beim Unfall die Schuld zugesprochen werden.
Tipp 2
Beidseitige Fahrbahnverengung
Das gilt: Flaschenhals – so wird eine beidseitige Fahrbahnverengung auch genannt. An dieser Stelle hat keiner der beiden Fahrer Vorrang. Das bestätigt ein Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH VI ZR 47/21). In dem Fall fuhren auf einer mehrspurigen Straße zwei Fahrzeuge nebeneinander, als eine Verengung beider Fahrstreifen angekündigt wurde. Der Fahrer auf der linken Spur zog nach rechts und kollidierte mit dem Fahrzeug daneben.
Das ist zu tun: Der BGH gab beiden Fahrern gleichermaßen die Schuld, denn: „Das Verkehrszeichen 120 (‚Verengte Fahrbahn‘) der Anlage 1 zu § 40 Abs. 6 und 7 StVO löse keinen Vorrang eines der beiden sich zu einem Fahrstreifen verengenden Fahrstreifen aus.“ Da nicht einer der beiden Fahrstreifen endete, könne nicht vom Vorrang des durchgehenden Fahrstreifens ausgegangen werden und das Reißverschluss-Verfahren (§ 7 Abs. 4 StVO) keine Anwendung finden. Vielmehr „bedürfe es besonderer gegenseitiger Aufmerksamkeit, Besonnenheit und Geistesgegenwärtigkeit, um eine Abstimmung über das Einordnen vor- bzw. hintereinander zu erzielen“, heißt es im BGH-Urteil.
Somit fiel der Fahrerin auf der rechten Spur ein Verstoß gegen das Rücksichtnahmegebot zur Last, weil sie darauf vertraut habe, dass der andere sich hinter ihr einordnen werde. Gleiches wird dem anderen angelastet, da er die Verengung nicht aufmerksam genug befahren habe.
Tipp 3
Spur-Wegfall auf mehrspurigen Straßen
Das gilt: Das Reißverschluss-Verfahren regelt § 7 StVO. Dieser greift, wenn auf mehrspurigen Straßen ein oder mehrere Fahrstreifen wegfallen. Demnach „… ist den am Weiterfahren gehinderten Fahrzeugen der Übergang auf den benachbarten Fahrstreifen in der Weise zu ermöglichen, dass sich diese Fahrzeuge unmittelbar vor Beginn der Verengung jeweils im Wechsel nach einem auf dem durchgehenden Fahrstreifen fahrenden Fahrzeug einordnen können“.
Das ist zu tun: Genau das ist der Knackpunkt, der immer wieder zu Unfällen und Staus führt. Viele Fahrer trauen sich nicht, bis zur Verengung vorzufahren, aus Angst, dass niemand sie einfädeln lässt. Sie wechseln deshalb möglichst früh auf die andere Spur, verlangsamen oder stoppen gar den Verkehr und verursachen so Staus. Ebenso werden Verkehrsteilnehmer, die ordnungsgemäß bis zur Verengung fahren, oft nicht von jenen auf der durchgehenden Spur eingelassen, weil diese der Meinung sind, dass dieses Vorgehen nicht rechtmäßig sei und die anderen sich „vordrängeln“ wollten.
Dabei haben die Fahrer auf der freien Spur den Spurwechsel zu ermöglichen, ohne diesen zu beeinträchtigen oder zu verhindern. Würde sich jeder an diese einfache Regel halten, könnten viele Staus und auch Unfälle vermieden werden.
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