Sieben deutsche Innovationen zum Erleben
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Gut gefilterter Kaffee
Melitta Bentz hatte es satt, ihren Kaffee mit Kaffeesatz zu trinken. Also erfand die geborene Dresdnerin 1908 den ersten Kaffeefilter. Anfangs war dieser ein Messingtopf, der durch Löcher zum Sieb wurde. Ein Löschpapier aus dem Schulheft ihres Sohnes erfüllte den Rest. Als die Erfindung auf Begeisterung stieß, ließ Melitta Bentz ihre Rundfilter mit vorgefertigtem Filterpapier noch im selben Jahr patentieren. Nach 1934 wurden die Filter aus Aluminium oder emailliertem Blech von Produkten aus Porzellan oder Keramik abgelöst. In Dresden können Besucher die „Erfindertour mit Melitta Bentz“ buchen und neben den klassischen Sehenswürdigkeiten der sächsischen Hauptstadt weitere Orte mit Erfindungsreichtum kennenlernen.
Flüssig als Revolution
In Zeiten, in denen die Menschen wieder vermehrt auf feste Seifen-Shampoos zurückgreifen, sei kurz an eine Revolution von 1927 erinnert: Hans Schwarzkopf, Apotheker und Gründer der Marke Schwarzkopf, entwickelte damals in Berlin-Charlottenburg das erste Flüssig-Shampoo, das er in seiner Drogeriewaren- und Parfümeriehandlung verkaufte. Sechs Jahre später brachte er das erste seifen- und alkalifreie Shampoo „Onalkal“ auf den Markt – der Vorreiter aller modernen Shampoos. Vorher war das Nonplusultra in der Körperpflege Kernseife. Nicht in Berlin, aber im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden können Interessierte Produkte der Firma Schwarzkopf in einer Dauerausstellung besichtigen: Puderdosen, Dauerwellengeräte oder Schminktische.
Das erste Motorrad
Dass Gottlieb Daimler das Automobil und den schnelllaufenden Ottomotor erfunden hat, ist keine Neuigkeit. Aber auch das erste Motorrad hat seine Wurzeln in einer süddeutschen Versuchswerkstatt. Der „Daimler-Reitwagen“ wurde 1885 von Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach konstruiert und gilt als das erste Motorrad der Welt. In Bad Cannstadt bauten die beiden Erfinder das zweirädrige Mobil mit Verbrennungsmotor. Die Höchstgeschwindigkeit betrug zwölf Kilometer pro Stunde. Der Reitwagen bestand aus Holz und verstärkenden Eisenplatten. 1895 erhielten Daimler und Maybach das Patent auf ihren „Standuhr“ genannten schnelllaufenden Einzylinder-Viertaktmotor. Ein Nachbau des 1903 bei einem Feuer zerstörten Originals steht zur Besichtigung im Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart. Die Versuchswerkstatt in Bad Cannstadt ist heute eine Gottlieb-Daimler-Gedächtnisstätte mit kleinem Museum.
Lebensmittelgesetz aus Bayern
Deutschland ist nicht nur die bekannteste Biernation der Welt, auch das dazugehörige Reinheitsgebot wurde hier erfunden, wenn auch nicht das hopfenhaltige Getränk an sich. 1516 entwickelte Herzog Wilhelm IV. aus Bayern das erste Lebensmittelgesetz der Welt. Bis dahin war es nicht unüblich, dem Gebräu Ochsengalle, Bilsenkraut oder Eichenrinde unterzumischen. Laut Reinheitsgebot durften seitdem nur noch Gerste, Hopfen und Wasser ins Bier. Im Laufe der Zeit wurde die Rezeptur um Hefe und Gerstenmalz ergänzt. Die Geschichte des Bieres, der Braukunst und der Bierkultur kann im Münchner Bier- und Oktoberfestmuseum bestaunt werden.
Telefonversuche in Frankfurt
„Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“ war der erste Satz, der über den Prototypen eines Fernsprechers übermittelt wurde. Dieser wurde von Philipp Reis entworfen. 1859 gelang es ihm bereits, Töne in elektrischen Strom zu verwandeln und an anderer Stelle als Schall wiederzugeben. Der berühmte erste Satz entstand 1861, als Reis seinen Fernsprecher Mitgliedern des Physikalischen Vereins Frankfurt vorstellte. Als Philipp Reis 1874 verstarb, übernahm der Amerikaner Alexander Graham Bell seine Entwürfe und gilt mit der Patentanmeldung 1876 als Erfinder des Telefonapparats. Frankfurt ehrt Reis mit einem Denkmal in der Eschenheimer Anlage. Interessierte können sein ehemaliges Wohnhaus in Friedrichsdorf im Taunus besuchen oder in einer Online-Ausstellung des Frankfurter Museums für Kommunikation mehr über das Telefon und seinen Wegbereiter erfahren.
Die einzig wahre Currywurst
Die Currywurst gibt es in Deutschland in vielen Varianten: als Bratwurst, Brühwurst, Bockwurst, rote Rindswurst… Mit ihrer Erfindung wollen sich viele Städte schmücken. Doch eine Frau wird mit dieser kulinarischen Köstlichkeit besonders oft verbunden: Herta Heuwer. Die Imbissbuden-Besitzerin aus Berlin-Charlottenburg kreierte 1949 die Kultmahlzeit. Sie mischte Paprika, Paprikapulver, Tomatenmark und verschiedene Gewürze zusammen und nannte die Soße, die sie über geschnittene Brühwurst gab und zum Patent anmeldete, „Chillup“. Das Originalrezept nahm Herta Heuwer 1999 mit ins Grab. Am Standort ihres legendären Imbisses in der heutigen Kantstraße 101 ist eine Gedenktafel zu finden. Fans des Kultgerichts können sich in Berlin auch auf eine Currywurst-Führung begeben.
Lauter bunte Bärchen
„Haribo macht Kinder froh – und Erwachsene ebenso!“ Wer kennt diesen Slogan nicht? Doch wo kommen die farbenfrohen Süßigkeiten, die aus keiner Naschschublade wegzudenken sind, eigentlich her? Vor genau 100 Jahren, 1922, entwickelte Hans Riegel in Bonn die Rezeptur für den Vorläufer der Goldbären, die Tanzbären. Der Markenname entstand aus dem Erfindernamen und dem Ort: Ha(ns) Ri(egel) Bo(nn). Die Nascherei besteht aus Gelatine (früher Gummi arabicum), Zucker und Fruchtauszügen und soll sogar von Kaiser Wilhelm II. als „Glanzstück der Weimarer Republik“ gelobt worden sein. Mit dem allseits bekannten Slogan, der übrigens in sämtliche Sprachen übersetzt ist, wird seit 1935 geworben. Wer heute mal so richtig ins Süßigkeiten-Schlaraffenland abtauchen will, sollte den Fabrikverkauf in Bonn besuchen.
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