Vom Transporter zum Freizeitmobil: Ausbau mit dem Moby Camper in einer Stunde
3 min
Wer einmal einen Pax-Schrank von Ikea aufgebaut hat, weiß: Es ist eine endlose Qual. Nicht so beim Moby Camper. Da schmiegt sich eine Nut an die andere, alle Teile sind säuberlich beschriftet und durchnummeriert. Selbst beim ersten Versuch gelingen die Handgriffe mit nur drei Inbus-Schlüsseln geradezu intuitiv. Laut Vera Hesse und Frauke Hollmann „macht das auch noch beim 100. Mal Spaß. Man baut sich quasi in einer Stunde ein kleines Häuschen“.
Der Walbauch als Namensgeber
Die Idee hatte Vera während ihrer Abschlussarbeit. Die Innenarchitektin, die schon immer ihre Urlaube als Camperin verbracht hat, wollte ihr eigenes Freizeitmobil ausbauen. Aber anders. Modular. Mit hochwertigen, nachhaltigen Materialien, die sich gut anfühlen und leicht sind. Und sich binnen kürzester Zeit auch wieder ausbauen lassen. Geboren war der Moby Camper, der seinen Namen der Ähnlichkeit zu einem Walbauch verdankt. „Mir war im Bachelor schon klar, dass das kein kleines Projekt wird. Ich wollte eine Alternative zu dem ganzen Camperwahnsinn“, erzählt Vera. Auf einem gemeinsamen Trip lagen Vera und Frauke in ihrem Moby Camper und beschlossen: „Das ist eigentlich zu gut, um es nicht auf die Strecke zu bringen.“ Das war vor fünf Jahren. Seitdem tüftelten die beiden Innenarchitektinnen, frästen, bauten und nähten. Den passenden Ort haben sie in der Garage 33 gefunden, einem Start-up-Campus der Region Ost-Westfalen-Lippe. In dem Paderborner Makerspace können sie alles nutzen, was sie benötigen: CNC-Fräsen, Nähmaschinen – und das Know-how der Nachbarn, die schon oft die zündende Lösungsidee hatten.
So funktioniert der Ausbau
Und wie funktioniert das Ganze nun? Man nehme einen x-beliebigen Transporter wie einen Mercedes Sprinter oder den VW Crafter. Geliehen vom Arbeitgeber, gemietet oder von Freunden. Die Bauteile befinden sich gut sortiert in einer 150 mal 40 Zentimeter schmalen Rollbox. Zuerst werden die Fixierschienen aus Alu auf dem Laderaumboden ausgelegt und miteinander verbunden. Was wohin gehört, ergibt sich aus der Beschriftung. Auf diesen Basisschienen wird der Walbauch aufgebaut, Rippe für Rippe. Lediglich mit Schrauben, Muttern und Flügelmuttern. Zwischen den Rippenbögen aus Multiplex-Holz sorgen Alu- oder Kupferrohre (je nach Wunsch) für die nötige Stabilität. In das Rohrsystem können Camper später Zubehör oder das zusätzlich erhältliche Kinderbett als zweite Ebene einhängen.
Im vorderen Bereich werden Regalböden für die Küche und den Kleiderschrank eingelegt. Hinten entsteht das Bett aus Zwischenböden, unter denen man auch Gepäck verstauen kann. Ladungssicherung haben Vera und Frauke an jedem Punkt mitgedacht. Die Gepäckschotten lassen sich schließen und mit kleinen Spanngummis festzurren. Auch die Rippen sind mit Spanngurten an den Verzurrösen des Transporters gesichert. Ein Roll-Lattenrost, der später als Wäscheständer genutzt werden kann, kommt unter die Bettplatten. Polster drauf, fertig ist die 1,90 mal 1,60 Meter große Liegefläche. Tagsüber kann diese in ein Daybed, also eine Couch in U-Form mit Aussicht zur Hecktür hinaus verwandelt werden. Aus den Bettplatten entsteht ein kleiner Tisch. Fehlt nur noch die Hülle aus Baumwolle, die über die fünf Walrippen gespannt wird. Auch hier: jeder Punkt durchdacht. Ein Gummi zieht sich direkt in eine Nut am Holz und spannt die Hülle wie ein Kokon über den Bauch des Wals. Das Campingabenteuer kann beginnen.
So wird der Moby Camper in einer Stunde aufgebaut:
Nachhaltige Produktion
Nicht nur bei den unbehandelten Materialien, auch bei der Produktion setzen die beiden Start-up-Unternehmerinnen auf Nachhaltigkeit. Alle Teile werden in der Region gefertigt. „Wir haben Produzenten gesucht, mit denen es Spaß macht“, erzählt Frauke. Sehr gekämpft hätten sie darum, in Deutschland produzieren lassen zu können. Bestellen können Kunden individuell: Das Komplettpaket mit Polstern und Küchenbox von Boxio kostet 12.400 Euro, die Basisvariante ist ab 9.990 Euro erhältlich. Wer aber erst mal mit dem Bettmodul beginnen möchte, kann nur einzelne Bestandteile des Interieurs kaufen. „Die meisten Camper haben auch schon viel Klüngel zu Hause“, sagt Frauke. Der Walbauch ist in der Länge flexibel anpassbar und funktioniert bei kürzerem Radstand auch mit weniger Rippen. Lediglich die Innenhöhe von 1,91 Metern sollte beim Fahrzeug gegeben sein. Das Baukasten-Prinzip bietet viele Optionen – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. „Da kann jeder nach seinen Vorstellungen noch selbst basteln“, meint Frauke. Die Unternehmerinnen wollen ihr Produkt nun auf Messen präsentieren. Die bisherigen Rückmeldungen sind positiv. Denn wenn man das Konzept gesehen oder ausprobiert hat, kann man sich Campen darin viel besser vorstellen.
Impressionen
„Ich hatte richtig viel Spaß beim Aufbau und war vom ausgeklügelten Konzept begeistert. Ein Camping-Test darf gerne folgen.“
War der Artikel hilfreich?
Ihr Feedback ist uns wichtig! Bitte teilen Sie uns mit, wie Ihnen der Artikel gefallen hat. Ihre Meinung hilft uns, unsere Inhalte zu verbessern.
ARCD-Newsletter
Bleiben Sie immer informiert!
Melden Sie sich für unseren Newsletter an und erhalten Sie informative Beiträge und hilfreiche Tipps rund um Mobilität und Reise direkt in Ihr Postfach.
Außerdem warten attraktive Aktionen und Gewinnspiele auf Sie.
Wir freuen uns darauf, Sie als Abonnenten willkommen zu heißen!